Wie vier Gespräche den eigenen Blick auf die Welt verändern können

"Zeit mit Persönlichkeit" – Ein Abend der anderen Art in Würzburg

Was passiert, wenn Menschen sich begegnen – nicht nur zufällig, sondern mit echter Offenheit? Am 15. Mai wurde genau das im Falkenhaus in Würzburg erlebbar gemacht. Gemeinsam mit der Stadtbücherei, lud der pics4peace e.V. zu einem Abend ein, der im wahrsten Sinne des Wortes erhellend war. Und am Ende stand bei allen das gleiche Gefühl: „Ich gehe bereichert nach Hause.“

Hinter dem Veranstaltungstitel „Zeit mit Persönlichkeit" verbarg sich eine zutiefst menschliche Idee: In jeweils 15 Minuten trafen Besucherinnen und Besucher auf vier ganz unterschiedliche Persönlichkeiten – Menschen mit besonderen Geschichten, unkonventionellen Sichtweisen, Erfahrungen, die nachhallen.

Die Vielfalt war beeindruckend: 

Da war die ältere Dame, die im Ruhestand nochmal einen mutigen Neuanfang wagte. 

Der Psychotherapeut und Theologe, "der kritisch mit "seiner" Kirche ist, aber dennoch bei ihr bleibt", wie einmal über ihn geschrieben wurde.

Die junge Frau, die während des Krieges mehrfach nach Israel reiste, um ihrer Freundin nahe zu sein, die von der Hamas verschleppt worden war. 

Der Redakteur mit frohem Gemüt und einer guten Portion Humor, obwohl er sich tagtäglich mit Mord und Totschlag beschäftigen muss.

Die Schauspielerin, die in verschiedenen soziokulturellen Projekten Theater und Musik auch aufs Land bringt. 

Die Umwelt-Ingenieurin und Künstlerin, deren Leidenschaft die Malerei ist. 

Der Weltumradler, der seinen Job als Lehrer an den Nagel hing, um auf eine seltene Krankheit von Kindern aufmerksam zu machen. 

Die ehemalige Kauffrau, die heute Menschen dabei hilft, ein gelingendes Leben zu führen. 

Der Mann, der Polizistinnen und Polizisten u.a. dabei unterstützt, mit Stress- und Gewaltsituationen oder persönlichen Krisen fertig zu werden oder 

die Sprachlehrerin, die seit über 30 Jahren in Würzburg lebt, und dennoch ihre Mutter in Uruguay pflegte, als es ihr schlecht ging.

Wer hier zuhörte, tat es nicht aus Höflichkeit, sondern aus echtem Interesse.

„Ich hätte nie gedacht, wie viel Nähe in so kurzer Zeit entstehen kann.“

sagte ein Teilnehmer. Und eine Teilnehmerin meinte: 

„Manchmal sieht man einen Menschen an, spricht kurz mit ihm – aber man weiß nichts. Heute habe ich vier Menschen wirklich gesehen.“

Der zweite Teil des Abends brachte alle zusammen: Moderiert von Dr. Pia Beckmann, teilten alle in lockerer Atmosphäre miteinander, was sie in den Zweiergesprächen erlebt hatten. Es war ein Raum des Austauschs ohne Maskerade, ohne Erwartungshaltung, ohne Druck. Nur echte Begegnung.

Das Besondere: Nichts war spektakulär oder laut. Im Gegenteil: Es war ein leiser, intensiver Abend – und vielleicht gerade deshalb so stark.

Was bleibt? Das Bewusstsein, dass 

"Begegnung möglich ist – wenn man den Rahmen dafür schafft", 

so formulierte es ein Teilnehmer dankbar. Und der Wunsch, mehr solcher Abende zu erleben. Denn wie Martha Maucher von der Stadtbücherei und Pia Beckmann vom pics4peace e.V. betonten:

„Menschen sind wie Bücher. Sie tragen Geschichten in sich.“

An diesem Abend tauchten wir ein in solche Geschichten, erlebten neue Perspektiven; mögliche Vorurteile hatten dabei keine Chance.