Yehor ist 16 und lebt seit zweieinhalb Jahren in Würzburg. Geboren in Kiew, aufgewachsen in der Ukraine, kam er gemeinsam mit seiner Mutter nach Deutschland. Heute besucht er hier die Schule, spricht fließend Deutsch – und blickt mit bemerkenswerter Ruhe auf sein Leben: „Ich bin zufrieden“, sagt er. „Ich habe gute Freunde, eine gute Schule, alles läuft.“
Würzburg gefällt ihm. „Es ist eine junge Stadt“, sagt er, „mit vielen Studierenden, vielen Möglichkeiten.“ Besonders schätzt er die Atmosphäre: offen, belebt, voller Sprachen und Gesichter aus aller Welt. Für ihn ist das eine Stadt, in der man sich zu Hause fühlen kann – „weil man sie sich aufbauen kann“.
Wenn Yehor über Heimat und Zuhause spricht, unterscheidet er klar: „Heimat ist Kindheit und Familie – das, wo man herkommt. Zuhause ist, was man sich selbst schafft.“ In Würzburg hat er dieses Zuhause gefunden, gemeinsam mit seiner Mutter, wie er sagt: „Wir haben uns eine Umgebung geschaffen, in der wir uns wohlfühlen.“
Doch Yehor denkt weiter als nur an den Moment. Er macht sich Gedanken über Politik – in Deutschland und in Europa. „Ich finde es nicht gut, dass die AfD so viele Stimmen bekommt“, sagt er nachdenklich. „Ich habe Sorge, dass sich Gesetze ändern und das auch mein Leben betrifft.“ Trotzdem bleibt sein Blick offen: „Ich wünsche mir, dass Menschen mehr miteinander reden. Dass es leichter wird, den ersten Kontakt zu finden.“
Seine größte Angst? Der Krieg. Eine Sorge, die bleibt, auch wenn er jetzt in Sicherheit lebt. Hoffnung gibt ihm der Alltag: Lernen, Neues entdecken, Zukunft gestalten. „Was mir Kraft gibt, ist die Möglichkeit, interessant zu leben“, sagt er. „Reisen, neue Erfahrungen machen, neue Menschen kennenlernen.“
In zehn Jahren sieht Yehor Deutschland digitaler, moderner – und offener. „Ich glaube, meine Generation wird noch offener sein. Wir sind daran gewöhnt, mit vielen Kulturen zusammenzuleben.“ Für ihn ist das keine Vision, sondern Normalität. „Man sollte jedem Menschen offen begegnen“, sagt er. „Ohne Vorurteile. Und versuchen zu helfen, wenn jemand Hilfe braucht – einfach, weil es richtig ist.“
Für die Zukunft hat Yehor klare Wünsche: das Abitur gut bestehen, spannende Projekte finden, Neues ausprobieren. Und für die Gesellschaft? „Dass Menschen mehr miteinander sprechen – und weniger Angst voreinander haben.“
Mehr Geschichten wie die von Yehor findest du in unserer Reihe #endlichankommen.
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Mehr Infos: www.endlichankommen.info
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Jeder Mensch - egal wie alt, egal woher - will irgendwann endlich ankommen. Wir zeigen 1.000 Menschen aus Würzburg, jeden mit seiner eigenen Geschichte.
Über diese Geschichten, Kunst, Diskussionen und kreative Formate laden wir alle ein, miteinander ins Gespräch zu kommen, gemeinsame Werte zu entdecken und sie im besten Fall gemeinschaftlich umzusetzen.
Dass Diversität im eigenen Umfeld als Chance begriffen werden kann, will das Projekt ebenso erfahrbar machen, wie das Glücksgefühl, das sich einstellt, wenn man selbst etwas verändert.
