Julian ist 23, in Nürnberg geboren und lebt seit über zehn Jahren im Raum Würzburg. Seine Wurzeln reichen in die Türkei, wo seine Großeltern einst lebten, bevor sein Großvater als Gastarbeiter nach Deutschland kam. Heute steht Julian kurz vor dem Abschluss seines Studiums der Sozialen Arbeit – ein Weg, der ihm wichtig ist, weil er Menschen unterstützen und Brücken bauen möchte.
„Niemand verlässt seine Heimat freiwillig“, sagt Julian. Geflüchtete kommen nicht aus Abenteuerlust, sondern aus Not, oft traumatisiert, ohne sicheren Ort, mit dem Wunsch nach Schutz und Perspektive. Er kritisiert, dass es an Sprachkursen, Wohnraum und psychologischer Unterstützung mangelt. Integration sei kein Automatismus, sondern brauche Zeit, Begegnung und Offenheit. Für ihn ist es ein Zeichen von Dankbarkeit und Respekt, dass viele Menschen aus Syrien und anderen Ländern längst in systemrelevanten Berufen arbeiten – ein Gewinn für die Gesellschaft.
Julian spricht aber auch über Sorgen: die politische Unsicherheit, die steigenden Preise, den spürbaren Rechtsruck. Er wünscht sich Stabilität und mehr Solidarität – weg vom Gegeneinander, hin zu einem Miteinander. Respekt ist für ihn der zentrale Wert.
Gleichzeitig erinnert er daran, wie wertvoll die Umgebung ist, in der er lebt. Würzburg, die Weinberge, der Main – all das wird für viele, die hier aufwachsen, schnell selbstverständlich. Erst durch Gespräche mit Tourist:innen, die seine Heimat mit staunenden Augen sehen, hat er selbst wieder gelernt, die Schönheit vor der eigenen Haustür zu schätzen.
Kraft geben Julian seine Familie, seine Freundin und der Blick zurück: auf Hürden, die er schon gemeistert hat. Seine Hoffnungen sind klar: persönlich den erfolgreichen Abschluss, gesellschaftlich eine Zukunft ohne Spaltung und Misstrauen, sondern mit Menschlichkeit und Zuversicht.
„Wir brauchen Respekt, Begegnung und eine Gesellschaft, die Menschen nicht ausgrenzt, sondern willkommen heißt.“
—
Mehr Geschichten wie die von Julian findest du in unserer Reihe #endlichankommen auf der Website.
🎧 Auch im Podcast erzählt er ausführlicher über sein Leben, seine Hoffnungen und die Situation von Geflüchteten.
#pics4peace #endlichankommen
Jeder Mensch - egal wie alt, egal woher - will irgendwann endlich ankommen. Wir zeigen 1.000 Menschen aus Würzburg, jeden mit seiner eigenen Geschichte.
Über diese Geschichten, Kunst, Diskussionen und kreative Formate laden wir alle ein, miteinander ins Gespräch zu kommen, gemeinsame Werte zu entdecken und sie im besten Fall gemeinschaftlich umzusetzen.
Dass Diversität im eigenen Umfeld als Chance begriffen werden kann, will das Projekt ebenso erfahrbar machen, wie das Glücksgefühl, das sich einstellt, wenn man selbst etwas verändert.
